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ein bericht
Gesunde begleiten Kranke, Kranke begleiten Gesunde
Als ich Anfang des letzten Jahres von Vikar Leber gefragt wurde, ob ich mir vorstellen könnte im Pflegeteam mit nach Lourdes zu fahren, habe ich zunächst einmal sehr sparsam geguckt. - Auf die Idee auf eine Wallfahrt zu gehen, bin ich eigentlich noch nie gekommen. Dies wollte und musste ich mir erst einmal gut durch den Kopf gehen lassen und mit meiner Familie absprechen. Das es dann ausgerechnet mein Mann, der als früherer Protestant der Marienverehrung eher kritisch gegenüber steht, wart der mich zu der Fahrt ermutigte, überrascht mich noch heute. So habe ich mich schon am nächsten Tag entschieden mitzufahren.
"Du und Lourdes -findest du das nicht etwas lächerlich?" so war die Reaktion einiger der Kirche nahe stehender Freunde und Bekannte. Ich hatte mich entschieden - und damit war für mich alles klar. Oder doch nicht? Eine Angewohnheit von mir ist erst den Fernseher laufen zu lassen, wenn ich große Mengen Bügelwäsche zu bewältigen habe. So ging es mit auch einige Monate nach meiner Zusage. Durch Zufall also geriet ich auf 3sat in eine Sendung, von der ich nach einigen Sekunden erkannte, dass es hier nur um einen Bericht über Lourdes handeln konnte. Zunächst war ich noch in der Lage, weiter zu bügeln. Dann kam der Ausruf: " Ach du Schreck, auf was hast du dich da eigentlich eingelassen ?" Also nahm ich mir die Zeit, die Sendung in Ruhe zu Ende zu sehen. Das heißt, mit innerer Ruhe tat ich eigentlich nicht. Ich war schon ganz schön aufgewühlt. Vom Heiligen Bezirk, mit Rauchverbot (ich bin Raucherin) und absoluter Ruhe, von hart durchgreifenden Ordnungshütern von übervollen alten Hospizen und einer kitschigen Stadt als Umfeld war die Rede. Zwei Tage fragte ich mich immer wieder, ob ich dies alles auf mich nehmen wollte. Doch dann war mir klar. Ich hatte mich nun einmal darauf eingelassen. Es würde schon seinen Grund haben.
Sich - im Sommer - mit Kranken und Schwerkranken im Zug auf den Weg nach Lourdes zu machen, ist schon ein waghalsiges Unternehmen. Es ist ein Unternehmen, das Kranke und Pflegende nicht nur einmal an die Grenzen der Kraft geraten lässt. Doch gerade hierdurch - so sagten mir mehrere Kranke und so empfinde auch ich, geschehen die "kleinen Wunder von Lourdes".
Hier geschieht eine wechselseitige Dichte in der Begegnung der Kranken und Pflegenden -eine Dichte, die etwas erahnen lässt von dem Bibelwort: "Einer trage des anderen Last" - So haben wir wohl alle, die sog. Kranken und sog. Pflegenden unsere Last nach Lourdes getragen.
Und so manches Lächeln, so mancher stille Händedruck im wissenden Verstehen, das gegebene u. gehörte Wort, das Gehalten sein in so mancher Umarmung und das immer wieder gemeinsame Stehen von Gott, mit unserem Lob, mit unseren Anliegen und Fürbitten, das alles macht das tiefe Erleben dieser Wallfahrt aus.
Und das, was im Fernsehen so abschreckend auf mich wirkte, der Heilige Bezirk, er bildet mit seinen klaren "Gesetzen" einen bestmöglichen Rahmen. Und unser Hospiz - ich glaube, wir konnten uns für die Zeit unseres Aufenthaltes dort alle "zu Hause" fühlen.
So kann ich für mich sagen, es hat sich mehr als gelohnt, dass ich mich auf dieses "Wagnis Krankenwallfahrt" eingelassen habe, und ich könnte mir schon vorstellen, auch in ein oder zwei Jahren wieder mit nach Lourdes zu fahren. Aber eines ist für mich klar - wenn Lourdes, dann lasse ich mich von Kranken begleiten.