Lourdesverein Westfalen e.V.

Nachtanbetung - Lourdes 04.10.2008a

Nachtanbetung von Pastor Thomas Hengstebeck
- Lourdes 11.10.2006


Morgen nun ist Ausflugstag.
Viele von ihnen werden Lourdes für ein paar Stunden verlassen,
zum Atlantik, in die Pyrenäen oder nach Bartes fahren.
Ich möchte Sie einladen,
Schon jetzt auf eine Reise zugehen.
Folgen Sie mir auf eine Farm nach Afrika,
am Fuße der Ngong Berge.
Dort lebt Karen Blixen,
schlägt sich mal recht, mal schlecht durchs koloniale Leben.
Ihr Mann,
Baron Bror Blixen ist an sich eine Verlegenheitslösung,
Karen war eigentlich in den Bruder verliebt.
In Afrika, ist Bror ihr keine rechte Hilfe,
häufig abwesend,
auf Safari...
Und treu ist er auch nicht,
es kommt wie es kommen muss,
es kommt ganz dicke,
er steckt seine Frau mit Syphilis an.
Die Baronin muss zur Kur,
heim nach Dänemark.
Schwere Wochen warten auf sie,
vor der Entdeckung des Penicillin wurde Syphilis mit Arsen behandelt,
Erfolgsaussichten 50/50.
Warum erzähle ich Ihnen das?
Nun,
in dem mit 7 Oscars ausgezeichneten Film,
der nach den Memoiren der Karen Blixon gedreht wurde
kommt es nun zu einem Geschehen,
der uns wieder nach Lourdes führt
und von Lourdes anschließend nach Hause.
Niemand weiß,
wann die Baronin wiederkommt,
wenn denn überhaupt,
und wenn in welchem Zustand,
gesund oder dem Wahnsinn nahe.
Doch Farah,
der Diener,
wechselt täglich die Blumen in der Herrin Zimmer,
hält den Raum sauber,
ja lebendig,
so als sei die Baronin nur zu einem kurzen Ausritt außer Haus
oder zum Tee in der Stadt.
Farah,
das spürt man,
liebt seine Herrin,
liebt diese Frau,
liebt diesen Menschen.
Farah lässt,
so möchte ich sagen,
lässt die Lampen brennen.
Auch wenn Farah Muslim ist,
so handelt er doch ganz so.
Liebe Schwestern und Brüder,
lasst eure Lampen brennen,
so ruft man uns in diesem Jahr in Lourdes zu.
Ein Wort der Ermutigung in einer Zeit,
da überall die Lichter auszugehen drohen.
Hier wird ein Priester abgezogen,
da eine Kirche geschlossen oder gar abgerissen,
dort leert sich der Gottesdienst ebenso wie hier...
Und der Herr...
Schweigt.
Abwesend.
Wiederkunft unklar.
Ich denke an Farah.
Und an sein wortloses, von Liebe durchdrungenes Tun,
das wie eine brennende Lampe leuchtet,
von Afrika bis hin nach Dänemark,
bis hierher nach Lourdes.
Laßt eure Lampen brennen,
so ermuntert uns Farah,
so ermuntert uns das Heiligtum hier in Lourdes.
Und es ermutigt damit nicht nur zur Treue,
es ermutigt auch gleich zu missionarischem Handeln:
Sagt denen,
die in Finsternis sitzen und im Schatten des Todes,
dass es besser ist,
ein Licht zu entzünden,
als sich über die Dunkelheit zu beklagen.
Wie aber können wir die Lampen in der Dunkelheit brennen lassen?
Nun vor jedem konkreten Tun damit,
das wir die Liebe zu Jesus Christus nicht erkalten lassen;
Vielmehr Öl ins Feuer gießen,
um mehr und mehr von dieser Liebe durchglüht zuwerden,
um uns ganz und gar durchglühen zu lassen.
Dann dadurch,
dass wir den Glauben in uns erhalten,
ihn immer wieder erneuern,
beleben, vertiefen,
ich erinnere an die Feier der Tauferneuerung.
Nun aber haben wir nun Farah etwas ganz entscheidendes voraus:
Karen Blixen war in Dänemark.
Weit weg.
Unerreichbar.
Jesus Christus jedoch,
auch wenn er schweigend und abwesend wirkt,
er ist ganz nah,
gegenwärtig überall da,
wo die Lampe brennt,
jene kleine, unscheinbare rote Lampe,
die uns so kostbar ist,
so kostbar sein muss,
dass uns vor allem EIN Anliegen beseelt:
Dass diese Lampe Brenne.
Liebe Jugendliche,
diese kleine Lampe,
hier und in euren Kirchen daheim,
so unscheinbar wie jene, die ihr heute morgen erhalten habt,
sie ist über veiel Generationen aus der Zeit Christi her auf uns
gekommen,
von ihm her, der das Licht der Welt ist.
Für viele unter uns naht sich das Leben und damit der Staffellauf des
Glaubens dem Ende entgegen und damit der Erfüllung zu.
Sie brauchen euch,
die Kirche braucht euch,
damit die Lampe brennt.
Steckt die Hand aus,
empfangt voller Freude Christus
und tragt ihn weiter,
tragt ihn in die Welt,
tragt ihn zu den Menschen.
Besonders möchte ich aber jene von euch ermuntern,
die den besonderen Ruf Gottes in ihrem Herzen vernommen haben
oder ihn noch vernehmen werden,
den Ruf,
auf besondere Weise Christus nachzufolgen,
Priester zu werden
oder aber das Ordensleben aufzunehmen.
Habt keine Angst,
euch an dieser Flamme zu verbrennen.
Ergreift sie,
mit Staunen und Dankbarkeit über eure Berufung,
ergreift sie voller Freude,
denn mit ihrer Wärme könnt ihr in der immer kälter werdenden Welt so
viele vor dem Erfrieren retten.
Ihr lieben Jungen,
ihr lieben Alten,
ihr Lieben im Dazwischen:
Laßt eure Lampen brennen.
Seid wie Farah,
wie Diener, die auf die Rückkehr ihres Herrn warten.
Findet euch bei der Lampe immer und immer und immmer wieder ein,
bei Jeus Christus,
der im Sakrament des Altares real präsent,
leibhaftig gegenwärtig ist.
Dann geschieht es:
Wir gehen zu ihm.
Und bereiten uns gleichzeitig so,
dass er zu uns kommen kann,
jederzeit,
und uns bereit findet,
auch wenn er unangemeldet,
unangekündigt kommt.
Die Lampe brennt.
Hier in Lourdes
Und bei uns daheim.
Lassen wir diese,
lassen wir unsere Lampe brennen.
Dann bleibt,
dann wächst die Hoffnung.
Die Hoffnung aber lässt nicht zugrunde gehen,
die Hoffnung auf Jesus Christus.
Denn sein Licht geht nie aus.
Amen