Lourdesverein Westfalen e.V.

Nachtanbetung - Lourdes 04.10.2008a

Nachtanbetung von Pastor Thomas Hengstebeck
- Lourdes 04.10.2008


Herr,
da bin ich wieder
Du erinnerst Dich gewiß an mich.
Jahr für Jahr wage ich es,
meine Augen und meine Stimme zu Dir zu erheben.
Ich danke Dir,
daß Du mich berufen hast,
vor Dir zu stehen und Dir zu dienen.
Doch Herr,
ein wenig schäme ich mich allerdings heute abend.
Was denkst Du wohl von mir?
"Er kommt auch immer nur,
wenn und weil er etwas von mir will."
Ja, ich will mich gar nicht herausreden,
Du hast schon recht.
Oft, sehr oft,
lebe ich an Dir vorbei,
ob im grauen Alltag
oder auf fröhlichen Festen.
Wie selten suche ich Deine Gegenwart.
Kein Wunder,
daß ich Deine Spuren in meinem Leben so schwer erkenne.
Tja,
und wenn ich dann doch zu Dir komme,
dann oft erst,
wenn ich mit meinem Latein am Ende bin,
die Kräfte,
mit denen ich alles selber machen wollte, versagen,
wenn ich mir eingestehen muß,
daß nicht ich Gott bin,
dann,
ja dann gibt es ja noch Dich.
Es ist mir schon peinlich.
Daher auch schäme ich mich.
Aber ich will mich nicht herausreden,
so ist es nun mal.
Und so stehe ich nun hier vor Dir.
Und hinter mir stehen 1.000 Menschen,
denen es so ähnlich geht wie mir.
Fast verschlägt es mir das Wort.
Doch habe es nun einmal unternommen,
mit Dir zu reden,
Herr.
Und wie ich jetzt so vor Dir stehe,
da lässt Du es mich spüren:
Obwohl ich Dir gegenüber oft so lieblos bin,
geschäftsmäßig,
gleichgültig,
gelangweilt,
Du bist mir gegenüber all das nicht.
Es ist kaum zu verstehen,
aber offenbar freust Du Dich über mich,
wie über die 1.000 hier und die Zehntausenden und Hunderttausenden darüber hinaus.
Was dabei das Aug' nicht siehet,
dem Verstande selbst entfliehet,
sieht der feste Glaube ein.
Du schickst uns nicht weg,
ganz im Gegenteil:
Du ziehst uns immer mehr,
immer näher an Dich.
Du gibst die Hoffnung nicht auf,
daß wir irgendwann nicht etwas von Dir wollen,
sondern Dich selbst.
Du,
der Du mit Sehnsucht darauf wartest,
daß Du Dich uns schenken darfst,
wie Du es ja auch jetzt gerade wieder tust,
in dieser kostbaren Stunde.
Herr,
ich vernehme Deine mir so teure Einladung,
vernehme sie heute Abend erneut,
die Einladung, die ich in Deinem Namen an die Vielen richten darf:
"Kommt alle zu mir,
die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt,
ich werde euch Ruhe verschaffen."
Herr, da bin ich also,
da sind wir.
Ich bitte Dich:
Höre und schau, was uns auf dem Herzen liegt.
BITTEN
Herr,
uns zittern die Knie,
das Wasser steht uns in den Augen.
So viel Schweres.
Herr,
es ist nicht böse gemeint,
aber bei all dem verlieren wir schwachen Menschen einfach die Übersicht.
Und unser tränenverschleierter Blick vermag Dich nicht zu erkennen,
selbst, wenn Du direkt vor uns stehst,
so wie einst vor Maria Magdalena.
Manches wiederum erschließt sich uns erst im Gehen,
so wie den Emmausjüngern.
Doch weil Du immer mit uns auf dem Weg bist,
dürfen wir wie diese immer wieder voll Freude ausrufen:
"Wir haben den Herrn gesehen."
Ja, wahrlich,
wir haben Grund zu solchem Jubel,
vor allem jetzt,
da wir das unvergleichliche Geheimnis Deiner Gegenwart im Sakrament des Altares bestaunen und bekennen:
"Alle die Schönheit Himmels und der Erde ist gefasst in Dir allein."
Herr,
hier bin ich,
vor Dir.
Ich danke Dir,
daß Du Dich an mich erinnerst.
Du hast auf mein Gebet gemerkt,
nun nimm gnädig an auch das Lob.
Denn ich habe Grund,
Dir für so vieles zu danken.
Und den 1.000 Menschen,
denen ich in diesem Augenblick meine Stimme leihe,
denen geht es wie mir.
Danken möchten wir Dir.
Für das Große und Geringe,
den Glanz und das Unscheinbare,
das Offenbare und das Verborgene.
Und für den Tag, der nun zu Ende geht.
(Abendgebet, aus: Erreichen will ich euch, Texte zum Nachdenken von Franz-Peter Aussel, Güth Verlagsgesellschaft, 3. Auflage 1985)
Ich sah Deine Nebel aus dem Boden steigen,
sah wie Deine Sonne einen letzten
Rosenschimmer auf den dämmerblauen Himmel
warf, sah Deine Wolken im Abendwind
sich wiegen und nachtwärts zieh'n.
Sah wie Dein Himmel sich mit Deinen Lichtern
Schmückte-, ganz langsam-, zärtlich-,
so wie eine junge Frau ihr Haar mit Blumen
schmückt.
Sah den Reiher heimwärts fliegen
und Fledermäuse taumeln in der weichen Luft,
sah Vögel eilig ihren Schlafplatz suchen
und hörte wie sie sich beim Namen riefen,
wie Seelen die sich nicht verlieren wollen.
Dann sah ich mich in Deinem Abend stehn,
ganz klein und grau, erfüllt von Deiner
Herrlichkeit und wollt nicht anderes,
als nur Dir nahe sein.
Ich will nur sagen, -Du hast alles wunderbar
gemacht. DANKE